Blicke zurück und nach vorne gewährte der ehemalige SPD-Parteivorsitzende und Ministerpräsident a.D. Kurt Beck, der auf Einladung von Sebastian Hartmann ins gut gefüllte Glasmuseum nach Rheinbach gekommen war. Bei seiner Veranstaltungsreihe „Sebastian Hartmann trifft“ stehe vor allem die Person im Mittelpunkt, weniger die Funktion, betonte Hartmann.
Kurt Beck erzählte unterhaltsam vom Beginn seiner politischen Laufbahn in einem durch und durch konservativen Ort in Rheinland-Pfalz und erinnerte sich, dass seiner Mutter nicht mehr gegrüßt wurde, als der Sohn in die SPD eintrat. Später wählten ihn die Menschen dort zum Bürgermeister. „Man kann etwas verändern, aber man muss Vertrauen schaffen“, so Beck. Auf seinen Rücktritt als SPD-Vorsitzender schaute Beck ohne Ärger zurück. Der Sozialdemokratie ist er bis heute treu geblieben, u.a. als Vorsitzender der Friedrich-Ebert-Stiftung.
Kritisch ins Gericht ging Beck mit eigenen Reformen. So sei man über das Ziel hinausgeschossen, wenn jemand, der 45 Jahre gearbeitet habe, im Falle der Arbeitslosigkeit genauso viel bekomme, wie jemand, der nie gearbeitet hat. Fehler mache jeder, man müsse sie aber erkennen und beheben. Hartmann pflichtete ihm bei. „Genau in diese Richtung gehen auch die diskutierten Reformvorschläge, etwa die Verlängerung der Bezugsdauer von Arbeitslosengeld I auf bis zu vier Jahre, damit Menschen mehr soziale Sicherheit bekommen“, so der SPD-Landesvorsitzende.
Wie sehr Beck auch nach seiner aktiven Zeit als Politiker für soziale Gerechtigkeit brennt, zeigte sein leidenschaftlicher Abschlussappell. So könne es nicht hingenommen werden, dass Großkonzerne wie Amazon Milliardengewinne einfahren, aber kaum Steuern zur Finanzierung des Allgemeinwohls zahlen. Auch die Arbeitsbedingungen von Lieferdienstmitarbeitern müssten dringend in den Blick genommen werden. „Auslieferer und Paketboten dürfen nicht die modernen Sklaven des 21. Jahrhunderts sein. Es braucht Gesetze und Kontrolle“, umriss Beck zentrale Aufgaben für die SPD.
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