Jusos Rhein-Sieg fordern Beteiligung von Fahrgästen vor dem Kauf von neuen Zügen im NVR-Gebiet

Die neuen Talent-2-Züge auf der Siegtalstrecke zwischen Köln und Siegen sorgen seit ihrer ersten Fahrt für zahllose Beschwerden von Fahrgästen. So bieten die neuen Züge z.B. weniger (!) Sitzplätze für Pendlerinnen und Pendler als die alten Modelle. Auch unter dem Gesichtspunkt der Inklusion sind die neuen Züge ein totaler Fehlgriff.

„Es ist für uns völlig unverständlich, wie man auch noch zu Zeiten einer breiten öffentlichen Diskussion über die inklusive Gesellschaft Züge wie den Talent-2 kaufen kann. Im ganzen Zug befinden sich zahllose kleine Treppen und Stufen. Zwischen Toiletten und Klappsitzen kommt kein Rollstuhl durch. Da müssen sich Rollstuhlfahrer/Innen schon vor dem Einsteigen überlegen, welche Tür sie nehmen, um im Zug nicht festzuhängen“, erklärt die Juso-Kreisvorsitzende Sara Zorlu.

Verantwortlich für die Probleme mit den neuen Zügen auf der Siegtalstrecke scheint sich mittlerweile niemand mehr zu fühlen. Klar ist aber, dass diese Züge von den zuständigen Gremien der Verkehrsverbünde – so wie sie sind – bestellt wurden. Die Situation jetzt ist Ergebnis der Ausschreibungsvorgaben, bei denen anscheinend Platz und damit Geld gespart werden sollte.
„Dass jetzt alte Züge zur Hauptverkehrszeit eingesetzt werden müssen, weil die teuren neuen nicht geeignet sind, ist ein planungspolitisches Total-Scheitern. Wer für immer mehr Fahrgäste Züge mit weniger Plätzen bestellt, sollte sich fragen, ob er oder sie die alleinige Entscheidungskompetenz für zukünftige Käufe behalten sollte“, so die Juso-Kreisvorsitzende Sara Zorlu.

Die Jusos Rhein-Sieg fordern deshalb, dass bei zukünftigen Ausschreibungen für neue Züge auf den Strecken des Verkehrsverbunds NVR die betroffenen Pendlerinnen und Pendler an der Entscheidung über einen Kauf beteiligt werden. Neue Züge dürfen nur bestellt werden, wenn diese vorher von den späteren Nutzerinnen und Nutzern – am besten im konkreten Testbetrieb – getestet wurden.
„Wer täglich auf der betroffenen Strecke die Bahn nutzt, hat die größte Kompetenz, um die Eignung neuer Zugmodelle zu beurteilen. Das kann man nicht ausschließlich am Sitzungstisch entscheiden. Mit breiter und wirksamer Beteiligung der Fahrgäste lassen sich solche Probleme wie mit den neuen Talent-2-Zügen in Zukunft eher verhindern“, so der Juso-Kreisgeschäftsführer Mario Dahm.
Die SPD-Nachwuchsorganisation fordert die SPD-Kreistagsfraktion nun auf, sich in den zuständigen Gremien für eine Beteiligung von Fahrgästen beim Kauf neuer Zugmodelle im Nahverkehrsverbund Rheinland einzusetzen.

Der einfachste Weg, um kurzfristig einige Sitzplätze für Pendlerinnen und Pendler mehr zu schaffen, ist nach Ansicht der Jusos weiterhin die Abschaffung der oft ungenutzten ersten Klasse im Regionalverkehr. Dies ist auf Initiative der Jusos auch Beschlusslage der SPD im Rhein-Sieg-Kreis. Der öffentliche Personennahverkehr muss attraktiver gestaltet werden, um noch mehr Menschen davon zu überzeugen, das Auto auch mal stehen zu lassen. Dies gelingt aber nicht mit verspäteten und überfüllten Zügen.

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